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Gibt es

sinnvolle Regeln in einer offenen Beziehungen?

Sinnvoll sind natürlich zunächst alle Regeln, die euch Sicherheit geben. Jede Regel hat ihre Berechtigung, wenn sie allen Beteiligten dient.

 

Ich halte es für wertvoll, aufgestellte Regeln zu hinterfragen: Wofür ist die Regel gut? Was versuchen wir mit dieser Regel zu verhindern oder auch aufrecht zu erhalten? Jede Regel für die offene Beziehung ist eine Chance zu erkennen, für welche Werte ihr steht oder auch welche Ängste im Raum stehen.

In meinen anderen Beiträgen kannst Du mehr über Pro und Contra von Regeln in einer offenen Beziehung und typische Regeln in einer offenen Beziehung erfahren.

 

Als noch sinnvoller als Offene-Beziehungs-Regeln empfinde ich jedoch gemeinsame Ziele oder eine gemeinsame Ausrichtung. Dafür kann es hilfreich sein, sich gemeinsam zu überlegen, was euch als Paar unterstützt. Was braucht es in eurer Beziehung, damit ihr zufrieden und glücklich miteinander seid?

Ein kurzer Ausflug zu Regeln in meiner polyamoren Beziehung

Als mein Mann und ich unsere Beziehung öffneten, wussten wir weder, dass wir uns zu einer polyamoren Lebensweise entwickeln würden, noch, was da eigentlich genau auf uns zukam. Wir hatten wenig konkrete Vorstellungen und die ersten Schritte in die offene Beziehung hatten eher mit Ausprobieren und sich Einlassen zu tun.

 

Dennoch haben wir vorab genau besprochen, was wir für Regeln aufstellen möchten, damit wir uns mit dem Schritt sicher fühlen. Als wir schließlich alle Regeln in einem kleinen Büchlein festgehalten hatten, fühlten wir uns sehr gut vorbereitet und vor allem ausreichend sicher.

 

Einen Tag vor dem ersten Date-Abend gingen mein Mann und ich noch einmal zusammen essen und sprachen über unsere Regeln und plötzlich fühlte sich alles zu eng an. Wir waren beide in Vorfreude auf den kommenden Abend und fühlten uns durch das gemeinsame Besprechen unserer Regeln und Ängste so verbunden miteinander und auch so gut übereinander informiert, dass wir gemeinsam beschlossen, alle Regeln wieder zu streichen.

 

Für den Moment war das völlig stimmig und hat sich für uns im Nachhinein auch nicht blöd angefühlt. Gerade anfangs habe ich mir viele Dinge nicht vorstellen können, die sich im Nachhinein als völlig unproblematisch herausstellten und wieder andere Dinge erlebt, die ich als unkritisch eingeschätzt hätte, unter den ich dann jedoch überraschend litt. Das wird jedoch sicherlich für jedes Paar anders sein.

 

Mit der Zeit hat sich für uns als Paar mehr und mehr herausgestellt, was gut funktioniert und was nicht. Aus dem, was uns störte, haben wir nach gemeinsamen Gesprächen dann doch hier und da Abmachungen getroffen, die uns den Offene-Beziehungsalltag erleichterten.

 

Einige Abmachungen, die uns von der offenen Beziehung bis hin zur polyamoren Beziehung begleiteten, haben sich für uns als sehr sinnvoll herausgestellt:

Hier findest Du typische Regeln in offenen Beziehungen im Überblick:

Nach einem Date wieder beieinander ankommen

Nach einem Date planen wir immer erst einmal Raum für ein gemeinsames wieder beieinander Ankommen ein und gehen nicht direkt nach einem Date z.B. zu einer Familienfeier oder direkt in den Alltag über.

Meiner Erfahrung nach sind mein Partner und ich als Paar auf eine ganz einzigartige Weise zusammen unterwegs, die aus seinem Charakter und meinem Charakter entsteht.

 

Wenn ich mit einem anderen Partner intensive Zeiten verbringe, begebe ich mich in eine ganz andere Paarenergie, da der andere Partner eine ganz andere Energie einbringt.

Ich würde nicht sagen, dass ich mit jedem Partner eine andere Person bin, allerdings lebe ich mit den verschiedenen Partnern verschiedene Anteile von mir stärker oder weniger stark.

Der Wechsel zwischen den verschiedenen Paar-Blasen geschieht meiner Erfahrung nach nicht immer reibungslos. So habe ich mir angewöhnt, mir nach einem Date erstmal ein wenig Zeit für mich zu nehmen. Ich löse mich innerlich langsam aus der Paar-Blase und komme erst einmal bei mir selbst an. Von dort aus gehe ich wieder mit meinem anderen Partner in Kontakt.

 

Bei uns war es so, dass mein Mann und ich uns bei unseren Dates häufig in sehr unterschiedliche Paar-Energien begeben haben. Kam dann mein Partner oder ich noch voll von dieser Energie nach Hause, war es für uns innerhalb unserer Paar-Blase manchmal sehr befremdlich, uns gegenseitig noch sehr in diesen völlig anderen Energien zu erleben.

 

Als Beispiel: Ein Partner erlebt einen sinnlichen, ruhigen und sehr tiefgreifenden Abend und kommt in dieser Stimmung nach Hause. Die Partnerin erlebt am gleichen Abend einen Besuch auf einen Rock-Konzert mit anschließendem Partyabend. Kommen nun beide Partner noch in ihrer Date-Stimmung nach Hause und möchten in die gemeinsame Paar-Blase einsteigen, prallen ggf. Welten aufeinander. Bei meinem Mann und mir gab es nach den Date-Abenden immer ein Bedürfnis einander wieder nah zu sein. Diese Nähe zwischen uns wiederherzustellen, fiel uns leichter, wenn wir vorher Zeit hatten wieder bei uns selbst zu landen.

Die Glaskugel in der Schublade lassen oder: Herausforderungen dann lösen, wenn sie da sind

Hätten wir uns vor der Beziehungsöffnung bereits über alle möglichen Herausforderungen den Kopf zerbrochen, hätten wir das Abenteuer vermutlich gar nicht erst gestartet. Zusätzlich verändern sich meiner Erfahrung nach die Herausforderungen innerhalb der Phasen der Beziehungsöffnung.

 

Wir haben gleich zu Beginn der Beziehungsöffnung vereinbart, die Herausforderungen dann anzugehen, wenn sie auftauchen und uns ihnen dann auch wirklich zu widmen.

 

Das war eine Vereinbarung zwischen uns, die uns den Umgang mit aufkommenden Ängsten erleichtert hat.

 

Dennoch haben wir Ängste immer ernst genommen und nicht mit „Das sehen wir dann später“ abgetan. Wir haben nur genau untersucht, ob die Angst einen von uns gegeben Rahmen braucht und dann bereits wieder verschwindet oder etwas anderes dahintersteckt. Wenn eine Sorge eventuell auf größeren Wenn-dann-Szenarien aufbaut, dürfen die damit verbundenen Ängste vielleicht auf einer anderen Ebene bearbeitet werden.

Transparenz mit allen Partnern

 

Das Thema Transparenz war meinem Mann und mir sehr wichtig. Transparenz innerhalb unserer Paar-Blase, aber auch mit anderen Personen.

Uns war wichtig, dass alle Beteiligten wissen, woran sie sind. Unsere Absichten klar zu formulieren und auch sich veränderte Absichten immer wieder deutlich zu machen.

 

Der Fokus auf Transparenz mit unseren weiteren Partnern und Dates hat uns vor vielen Missverständnissen und damit emotionalem Stress bewahrt.

 

Ängsten begegnen

 

Bei unserer Beziehungsöffnung war uns nicht von Anfang an klar, was da an Ängsten in uns hochkommen würde. Wir beschlossen jedoch, uns auf die aufkommenden Ängste einzulassen und damit zu arbeiten. Diese bewusste Entscheidung war eine Voraussetzung für radikale Ehrlichkeit zwischen uns.

 

Radikale Ehrlichkeit

 

Wir haben uns zu radikaler Ehrlichkeit entschlossen. Das bedeutet für uns, alles auszusprechen, was wirklich im Raum ist, was jeder von uns fühlt, auch wenn die Ehrlichkeit weh tut.

Ein paar Beispiele, wie radikale Ehrlichkeit aussehen kann:

  • Ich fühle mich gerade mehr zu dem anderen Partner/ der anderen Partnerin hingezogen und möchte gerade mehr Zeit mit der anderen Person verbringen.

  • Ich fühle mich gerade total unwohl und möchte nicht, dass Du zu einem Date gehst.

  • Ich fühle mich Dir gerade fremd und weiß nicht, ob ich mit Dir weiter zusammen sein möchte.

  • Ich mag Sex mit Dir jetzt weniger als früher und genieße den Sex, den ich mit anderen Partnern habe aktuell mehr.

  • Ich habe mich verliebt und möchte gerne mehr Zeit mit der anderen Person verbringen.

  • Ich habe unsere gemeinsame Regel XYZ gebrochen.

 

Solche Sätze voller radikaler Ehrlichkeit können sich unglaublich hart anfühlen und Ängste auslösen. Daher ist radikale Ehrlichkeit aus meiner Perspektive nichts, was ein Paar leichtfertig beschließen sollte. Uns hat radikale Ehrlichkeit geholfen, keinen rosa Elefanten im Raum zu behalten.

 

Häufig merkt man, wenn etwas Unausgesprochenes auftaucht und beide Personen einen großen Bogen darum machen. Dann galoppieren häufig die Gedanken in die absurdesten Richtungen und lösen wilde Ängste aus.

 

Radikale Ehrlichkeit kann bei aller Unbequemlichkeit dabei helfen, sich sicherer zu fühlen.

 

Niemand braucht sich mit Ahnungen und Vermutungen herumschlagen, wenn alle Partner sich sicher sein können, dass alles ausgesprochen wird.

 

Radikale Ehrlichkeit als Ausrichtung in einer Beziehung bedeutet aus meiner Erfahrung allerdings auch, dass alle Beteiligten den Umgang mit herausfordernden Gefühlen lernen müssen.

 

Ich habe es außerdem als sehr hilfreich erlebt, gemeinsam eine Umgangsweise zu besprechen, wenn unbequeme Themen angesprochen werden. So könnte ein Paar beispielsweise vereinbaren, nach dem Aussprechen eines herausfordernden Themas grundsätzlich eine gewisse Zeit füreinander da zu sein und sich nicht alleine zu lassen.

 

Noch ein persönlicher Tipp an dieser Stelle: Jede ausgesprochene Wahrheit muss erstmal überhaupt nichts „Schlimmes“ bedeuten. Gefühlen kommen und gehen. Bedürfnisse verändern sich stetig. Vieles ist eine Momentaufnahme und die Deutung obliegt uns.

 

Gemeinsame Wege finden

 

Zu Beginn unserer Beziehungsöffnung ahnten wir nicht, was da auf uns zurollte. Wir beschlossen jedoch gemeinsam, dass wir versuchen würden, uns immer wieder auf uns als Paar und einen gemeinsamen Weg zu besinnen.

 

Eine Frage, die dabei immer wieder auftauchte war, wie wir bei unterschiedlichen Bedürfnissen einen Weg finden, der für beide Partner akzeptabel bis komfortabel ist. Ehrlich gesagt ist das keine leichte Aufgabe, aber eine Ausrichtung auf einen gemeinsamen Weg schafft Sicherheit.

 

Einer der wichtigsten Entschlüsse war dabei:

 

Selbst in den emotionalsten Stürmen ziehen wir keine spontane Trennung in Betracht, sondern schaffen erst einmal eine Schonfrist für die Beziehung.

 

Im Verlauf unserer polyamoren Beziehungsjahre gab es zahlreiche Auseinandersetzungen und emotionale Tiefs zwischen uns. In einigen Stürmen wussten wir nicht, wie wir wieder zueinander finden sollten und stellten unsere Beziehung stark in Frage. In diesen wirklich harten Momenten half uns unsere Vereinbarung, die Beziehung erstmal in jedem Fall z.B. 2 Monate fortzuführen und dann noch einmal neu darauf zu schauen.

 

Dieser Fokus auf einen gemeinsamen Weg hat unseren Ängsten vor einer möglichen Trennung durch die polyamore Lebensweise enorm den Wind aus den Segeln genommen.

Mehr lesen über Pro & Contra Regeln in offenen Beziehungen oder über typische Regeln zum Start in eine offenen Beziehung.

Ängsten begegnen
Beieinander ankommen
Transparenz
Keine Glaskugel
Radikale Ehrlichkeit
Gemeinsame Wege

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Nadia de Ruffray, Coaching & Beratung

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